ERST FRüHSOMMER, DANN FROST: IST DIE OBSTBLüTE JETZT IN GEFAHR?

Apfel- und Kirschbäume standen bereits in voller Blüte, auch die Erdbeeren blühen. Jetzt kommt der Temperatursturz. Wie Obstbauern im Landkreis Bautzen damit umgehen.

Bautzen. Der April macht 2024 tatsächlich, was er will. Nachdem das vorvergangene Wochenende sich schon sommerlich präsentierte, wird das Land nun von stürmischen Böen, die deutschlandweit auch für Schäden sorgten, und kalten Temperaturen heimgesucht. Sogar bis knapp unter den Gefrierpunkt könnte das Thermometer in den kommenden Nächten fallen. Ist nun die Obstblüte in Gefahr?

Während die Winzer etwa im Elbland Nachtschichten einlegen und für die Reben Feuer machen, greifen die Obstbauern im Landkreis Bautzen zu anderen Mitteln, um dafür zu sorgen, dass die Blüten nicht erfrieren und Frostschäden zumindest begrenzt werden.

Auch interessant:

Matthias Domanja baut auf seinem Hof in Wittichenau hauptsächlich Aroniabeeren und Gemüse an. „Die Beeren sind zum Glück ziemlich unempfindlich, was Kälte angeht“, sagt er. Gleiches gelte auch für sämtliche Gemüsesorten. „Wenn es wirklich in die Minusgrade geht, kann ich sie mit Vlies warmhalten“, sagt der Landwirt. Das liege schon griffbereit daneben, sodass es im Fall der Fälle schnell geht.

Sprühregen als Frostschutz für die Erdbeerblüte

Martin Wahode vom Land- und Obstbaubetrieb Wahode aus Demitz-Thumitz ist noch gelassen. Wenn das Wetter so kommt wie derzeit angekündigt, rechne er mit keinen großen Verlusten, sagt er. „Die Erdbeeren werden entweder mit einem Vlies bedeckt, um sie warmzuhalten, oder wir nutzen Frostschutzregen.“ Dabei würden die Blüten kontinuierlich mit Wasser benetzt. Das geschehe in Form eines leichten Sprühregens über die Bewässerungsanlagen.

„Wichtig ist dabei, dass es durchgehend läuft, bis die Temperaturen wieder im positiven Bereich sind“, erklärt der Obstbauer. Dadurch bleibe die Blüte warm und würde nicht erfrieren. Doch sobald das Wasser abgestellt werde, friere das Wasser und die Blüte sterbe ab. Da es in den frühen Morgenstunden immer am kältesten ist, reiche es, die Erdbeeren zwischen 3 und 8 Uhr zu bewässern. So muss das Wasser nicht die ganze Nacht durch laufen.

Apfelblüte gerade besonders empfindlich gegen Frost

Bei den Äpfeln sehe es dagegen anders aus. „Wir können bei den Apfelbäumen weder mit Vliesen noch mit einer Bewässerung von oben arbeiten. Deshalb kann es zu einem Verlust von bis zu 30 Prozent kommen“, sagt Wahode. Gerade jetzt, da sich die Bäume in der Nachblüte befänden, sei es in Bezug auf Frost die empfindlichste Zeit.

„Ich hoffe, dass es sich in Grenzen hält. Denn selbst wenn die Verluste nicht groß sind, ist die nächste Frage, was mit den Äpfeln passiert, die bleiben“, sagt der Obstbauer. Die Früchte, die infolge des Frostes Schäden haben, würden sich dann nicht mehr verkaufen und könnten nur noch zu Saft verarbeitet werden.

Ähnlich geht es Nadine Menzel. Sie betreibt den Obstbau Menzel in Rammenau. „Die Bäume sind zu groß, um sie irgendwie gegen die Kälte schützen zu können“, sagt sie. Zwar gebe es schon Möglichkeiten. Von den Feuern zum Schutz der Reben an den Weinhängen bei Schloss Wackerbarth weiß auch sie. Doch ihre Fläche mit Obstbäumen sei schlicht zu groß, und dementsprechend wäre es zu kostspielig. „Ob es Einbußen gibt und wenn ja wie viel, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Es kommt darauf an, wie kalt es tatsächlich wird“, sagt Nadine Menzel.

Frostbuster blasen erwärmte Luft in Obstanlagen

Auch Udo Jentzsch, Geschäftsführer vom Landesverband „Sächsisches Obst“, hofft das Beste. Bei Erdbeeren helfe das Vlies als Frostschutz seiner Meinung nach am ehesten. „Über Apfel- oder Kirschbäumen sind manchmal Hagelnetze oder Überdachungen angebracht, die eigentlich vor Regen schützen sollen. Die kann man auch bei Frost schließen“, sagt er. Auch Frostschutzberegnung zählt Jentzsch auf, doch das sei in Sachsen schwierig. „Das Wasser ist hier sowieso schon knapp.“ Natürlich könne man auch Feuer machen, wie im Weinberg, aber wenn der Wind zu stark ist, würde die Wärme direkt wieder weggeblasen.

Auch gebe es sogenannte Frostbuster, mit denen man durch die Obstanlage fährt, um erwärmte Luft hineinzublasen. „Der Nachteil dabei ist, dass man alle zehn Minuten wieder an der gleichen Stelle sein muss, ansonsten ist die Wärme wieder weg“, sagt Jentzsch. Was auch immer genutzt werde, so sagt er, mehr als ein oder zwei Grad, höchstens drei könne man nicht beeinflussen. Bei minus drei oder vier Grad müsse man sicherlich mit Ausfällen rechnen, dabei komme es aber auch darauf an, wie lange die Temperatur so niedrig bleibt, ob es dabei feucht oder trocken ist und ob es sich um eher kräftige oder schwache Blüten handelt.

Auch spannend:

2024-04-19T03:12:06Z dg43tfdfdgfd